news | works | other | contact | links | ||||||||||||
mein licht beleuchtet nur abgruende (2010) totes format, cd in silkscreened handmade tarpaper envelope with booklet. limited to 50 copies. processed fieldrecordings of a journey through the baltic states, finland + lapland. reflections on constructed nature + disruption as utopia.
--- reviews: [VITAL WEEKLY 734 jkh]: Sometimes I get a package and when looking at the design, I feel quite so warm that it really can not go wrong. Format of the publications by Totes Format label are all gems of a DIY high level with high tactile quality. The CDRs by the Totes Format label are packaged in found materials which are then silkscreened. The design is both sleek and playful.(...) "Mein Licht beleuchtet nur Abgruende" is a collection of recordings of an one year (2009-2010) journey through Poland, Lithuania, Estonia, Finland and Lapland. The last track was recorded in 2007 and modified in 2008 and includes recordings from Finland. All recordings are made in so-called constructed nature, so the sounds of humans and machines are not excluded. Totstellen uses both field recordings, but plays music, sound material creates what he encounters, like the rustle of plastic and metal buckets on ticking. In one way or another, the atmosphere is nostalgic and melancholic compositions and are true sound paintings. These beautiful CDR's packaged in a self-sewn cover with a picture book where the emptiness of the city and nature plays a central role. Highly recommended! --- [BAD ALCHEMY 67]: Gerda Grimm ist mit ihrem Projekt TOTSTELLEN eine der Wenigen, die mit Noiseästhetik und entsprechender Verpackung unvermindert auch noch ein genuin industriales, nämlich fundamental systemkritisches Bewusstsein verbinden. Die Verhältnisse werden als Zumutung wahrgenommen, als anästhetischer Angriff auf Sinn und Sinnlichkeit. Ästhetik ist untrennbar mit Ethik verbunden. Hinter kapitalistischen Fassaden fällt der Blick 360° auf dystopische Abgründe. Die Utopien der einen erfüllen sich als Alpträume der anderen. Unproduktive Relikte, zwischenzeitlich als Niemandsnischen besetzt, werden von Abrissbaggern demoliert. Zwischen den Trümmern beginnt die Suche nach neuen Alternativen, nach Auswegen aus Nutzungszwang und Profitlogik. Schritte knirschen auf verschneitem Bauschutt. Der Krach des Abbruchs und der Klang der Fragmente und des Schutts sind auf KSR (Totes Format / 2000+1 tilt, totform07, CD-R + video) Quelle einer Musik aus geklopfter, federnder, rumpelnder, sägender Zweckfreiheit, mit dem Beat von Mauerspechten, der sich mit alarmiertem Sirenengesang mischt. Tinguely-Automaten aus Schrottteilen schnurren und pulsieren ihren spielerischen Leerlauf. Homo ludens vs. Homo oeconomicus, ohne große Worte. Mein Licht beleuchtet nur Abgründe (totform10, CD-R) kommt in genähtem Cover und mit einem Booklet mit Schwarzweißfotos, die Grimm als Exploratorin von Ruinen und Tiefbaulabyrinthen zeigen, mit einem Blick für poetische Details, die ein kleines Lächeln ins Grau in Grau zaubern. Fieldrecordings von Reisen durch Polen, dem Baltikum, Finnland und sogar Lappland mischen Naturgeräusche und Zivilisationslärm, manchmal mit Reibung und als Kontrast, letzlich aber als Katzen bei Nacht. ‚Natur‘ wird als Konstrukt bürgerlicher Ideologie ‚aufgehoben‘, sie ist weder Niemandsland noch Idylle. Das ‚grüne‘ Ideal eines ökologischen Gleichgewichts wird als implizit dualistisch verworfen. Die Grenze zwischen Natur und Zivilisation gilt es ebenso aufzulösen wie die zwischen Kunst und Leben. Die implizit situationistische ‚Psychogeographie‘ von TOTSTELLEN nimmt Arbeit und Verkehr, Hundegebell und Regen, Sensengedengel und Schlauchgespritze, Schritte, eine Rolltür, Vögel, Insektengebrumm, Wasserglucksen, Kettensäge nicht segregiert im O-Ton zugleich als Lärm und als ‚Musik‘. Sie spielt aber auch selbst auf Zuhandenem Perkussion in Art-Brut-Manier oder als Performanz à la Organum mit Metallstangen etc., teils unplugged, teils elektronisch manipuliert. Sie lässt Männerstimmen konkret-minimalistische ‚Toten‘-Poesie und ein weiteres Gedicht sprechen. Titel wie ‚Faules Blut in Molochs Adern‘ und ‚Vermehrt zu Gast im Leukämiecluster‘ haben allein schon ihre Suggestivität. Mit Schamanengesang zwischen Elementargeräuschen von Wasser, Feuer, Steinen scheint Grimm anzudeuten, dass ‚für die noch lebenden Toten‘ (so ein weiterer Titel) etwas gute alte Magie nicht schaden könnte. --- [AEMAG 17 th]: Der Alptraum kommt in lautleisegefälligen Schritten, die baltischen Länder bieten neben der touristisch entlegenen Industrieromantik auch etwas wie ein dreckig-verschlafenes Lokalkolorit, welchem mit Mikrophon und Sampler zu Leibe gegangen werden kann. Wann beginnt der Alptraum wirklich? Dann wenn man aufwacht und feststellt, dass die Realität sich bei aller Authentizität doch beliebig verformen lässt. Totstellen hat in 5 Kompositionen seine einjährige Reise durch die baltischen Länder festgehalten, streng feldrekorderistisch, wie ein audiophiles Tagebuch welches die jeweiligen Reisemomente auf ehrlichste und naheliegendste Art zu skizzieren vermag. Mal rauschen die Bäche, dann wiederum dräunt und hallt der industrielle Alltag der Straßen und öffentlichen Plätze durch die Aufnahmen, werden Funkstimmen und Wassertropfen zu grotesken Klangmonstern, die ihre Formwandlung auf unerklärlich hässlich-faszinierende Weise exhibitionistisch zur Schau stellen. Wenngleich Totstellen’s Abgründe sich ihrer Funktion wohl nur im Gedächtnis seiner eigenen Reiseerinnerungen öffnen, atmet »Mein Licht Beleuchtet Nur Abgründe« eine ganz eigene Sprache, das verworren-gutturale Geflecht aus Erinnerung und Lücke. Die archaische Umverpackung, handgenäht und mit Siebdruck versehen, macht aus diesem Release eine besonders intime Angelegenheit. Chapeau. 5/5
|
||||||||||||
|
||||||||||||